(Fast) unbrauchbar: DÖRR Fisheye Objektiv 8mm/F3.5 (Nikon)

Nachtrag  vom 5. April 2014

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Auf dieser Seite reagiert ein Herr Hinsche etwas pikiert auf die unten angeführte Kritik und beschränkt das "unbrauchbar" auf Leute, die nicht fähig sind, ihre Kamera richtig zu bedienen. Dazu Folgendes:

  1. Warum hat das Objektiv eine Springblendenhebel, der keine Funktion hat?
  2. Der Amateur, der etwas fortgeschritten ist, möchte gerne im hellen Sonnenschein und weil es vorteilhaft für die Abbildungsleistungen ist, bei Blende 8 oder gar 11 fotografieren. Leider sieht der Amateur dann nur noch wenig durch seinen Sucher, das Bild ist so verflixt dunkel. Wenn nun die Springblende funktionieren würde?

Zur zweiten Frage: Wie könnte der Laie also vorgehen mit einem Objektiv wie vor den 60er-Jahren ohne Springblende?

  1. Man sucht das Motiv mit offener Blende 3.5 und legt den Ausschnitt und die Schärfe fest.
  2. Dann wechselt man auf Blende 8 (dazu kann die Kamera am Auge bleiben), bspw. bei geschätzten 1/125 Sekunde, nimmt ein Bild auf, wechselt in die Histogramm-Anzeige (dafür muss die Kamera vom Auge genommen werden) und verstellt die Zeit entsprechend.
  3. Man sucht wohl wieder ungefähr seinen Ausschnitt, stellt dazu vielleicht wieder auf Blende 3.5, weil man auf Blende 8 (oder gar 11) recht wenig sieht und macht das Spiel so lange, bis die Belichtung stimmt.
  4. Dann geht man sicher auf Blende 3.5, macht eine letzte visuelle Kontrolle der Szenerie, stellt auf Blende 8 und macht sein Bild.
  5. Hoffentlich ist in der Zwischenzeit nicht eine Wolke vor die Sonne getreten, denn dann geht das Spiel von vorne los.

Man kann leider keinen externen Belichtungsmesser verwenden, Fishaugenobjektive fangen einen weiten Bereich ein. In welche Richtung soll man messen?

Doch was, wenn der Hebel für Springblende funktionieren würde?

  1. Man stellt in der Kamera (z.B. D7000) auf manuelles Objektiv (mm und Blende), stellt auf Zeitautomatik und die Blende auf die gewünschte Einstellung. Dank funktionierender Springblende kann man sich auf den Ausschnitt, das Motiv usw. konzentrieren. Man sieht, warum die Erfindung der Springblende für die Fotografen dieser Welt Mitte letztes Jahrhundert so bedeutungsvoll war.

Aus diesem Grund bezeichne ich das Objektiv als praktisch unbrauchbar. Es ist vor allem bei sich im nächsten Moment aus dem Bild bewegenden Motiven unbrauchbar. Aber vielleicht kennt Herr Hinsche einen Trick, den der Amateur, der nicht manuell scharf stellen kann und die Kamera nur auf P lässt, erfreut und die Benutzung des Objektivs auch sonst brauchbar macht? - Ich frage mich immer wieder, warum die Firma Dörr dem Objektiv einen Springblendenhebel gespendet hat, der nicht mit der Blende verbunden ist? Die paar Cents hätten sie sich dann auch noch sparen können.

Zum eigentlichen Artikel vom 19.08.2013

Die Firma Dörr bietet ein Fischaugenobjektiv (8mm f3.5) an, dass für den Preis (ca. CHF 350.-) konkurrenzlos günstig ist.

Es ist an sich nicht problematisch bei einem Fischaugenobjektiv, die Schärfe richtig einzustellen, denn bei 8mm Brennweite ist beinahe alles scharf. Das Dörr-Objektiv lässt aber die Blende geschlossen, so dass auch keine Messung der Belichtung vorgenommen werden kann. Man muss sich also mit dem Histogramm behelfen. Das ist zwar aufwendig, funktioniert mit ein wenig Erfahrung aber recht gut bei völlig offener Blende. Muss man jedoch abblenden, wird das Sucherbild zu dunkel, um das Motiv noch richtig wahrzunehmen.

Der hier folgende kleine Bericht bezieht sich auf die erste Version des Objektives. Bei der 2. Version des Objektives, die um einiges teurer ist, aber die selbe Optik bietet, soll, im Gegensatz zur hier beschriebenen Version, die Springblende funktionieren.

Bei der Nikon D7000 kann man die Objektivdaten manuell eingeben und damit die Belichtungsmessung (Matrix-Messung) aktivieren. Ein manuelles Objektiv (nicht AF) kann dann mit der Zeitautomatik verwendet werden. Doch leider kann die Dörr-Version nur sehr eingeschränkt genutzt werden. Es hat zwar einen Hebel für die Springblende, damit die Kamera bei offener Blende eine Belichtungsmessung vornehmen kann. Doch der Hebel für die Springblende ist eine Täuschung. Er funktioniert nicht, wie die unten stehenden Bilder beweisen.

 

Auf Anfrage bei Dörr: "Der Springblendenmechanismus funktioniert nicht, die Blende bleibt geschlossen (F22), die Kamera (D7000) kann keine Messung vornehmen." kam eine ausweichende Antwort, wie man sie heute leider oft erwarten muss: Das Objektiv kann nur manuell benutzt werden und belehrend: "Genauere Hinweise entnehmen Sie der  Bedienungsanleitung Ihrer Kamera". Ja, vielen Dank für das bewusste Danebenzielen der Antwort auf die Frage. Warum wird bei Dörr nicht darauf hingewiesen, dass die Belichtungsmessung ebenfalls nur manuell erfolgen kann?
Die vier Schrauben hinten lassen sich einfach lösen. Die Springblende kann gar nicht funktionieren, da der Hebel einzig mit einer Feder verbunden ist, nicht jedoch mit dem Blendenmechanismus. Der einzige Zweck dieser Konstruktion ist wohl die Irreführung des Käufers. Eine freundliche weitere Nachfrage, warum das Objektiv denn einen Hebel für die Springblende habe, wenn dieser gar nicht funktioniere, wurde nicht mehr beantwortet. Der gute Herr weiss wohl, dass der Hebel nur Mimikri ist. Die Canon-Version von Rokinon hat übrigens keine vorgetäuschte Springblendenfunktion (siehe Bild links).

Das Objektiv wurde deshalb wieder an den Lieferanten zurück geschickt. Der Kaufpreis wird wohl mit einem Abzug von 10-20% vergütet.

Ein herzliches Dankeschön an die Firma Dörr, die es verschweigt, dass auch die Belichtungsmessung rein manuell zu erfolgen hat. Meine Konsequenz: Ich kaufe keine Dörr-Produkte mehr ein.

Werbespot von Dörr auf Youtube: http://www.youtube.com/watch?v=dZEUzZX2p_Q

Nachtrag: In einer früheren Fassung dieses Artikels wurde angeführt, dass das Objektiv auch von Walimex vertrieben würde und von Samyang stamme. Das Objektiv ist jedoch nicht das selbe, wie das der Firma Walimex, wie uns versichert wurde. Die Firma Dörr beziehe das Produkt über einen chinesischen Lieferanten, der nur das Design kopiert hat. Die optischen Eigenschaften sind nicht zu vergleichen. Das Walimex Pro (Samyang) schneidet in Tests sehr gut ab ( http://www.kenrockwell.com/tech/8mm-f35.htm und die Kundenrezensionen auf Amazon)