Gestern Freitag den 21. September um 16:00 ist das Berner Onlinemagazin "Journal B" aufgeschaltet worden. Fünf Redaktoren und Redakteurinnen wollen jeden Tag mit neuen Beiträgen über Politik, Kultur und Alltag der Stadt und Region Bern berichten. Es finden sich dort auch Gast-, Audio-, und Videobeiträge.
Das "Journal B" möchte nicht wie die etablierten Tageszeitungen den Anspruch auf tagesaktuelle Informationen erheben, sondern Gesichter und Geschichten hinter den News und grossen Schlagzeilen zeigen.
Mit einem gefälligen Design und einer der Zeit entsprechenden Version für kleine Bildschirme (Mobiltelefon, Tablettcomputer) macht "Journal B" einen frischen Eindruck.
Das Redaktionssystem von "Journal B" läuft mit dem CMS Newscoop, dass von Sourcefabrik zur Verfügung gestellt wird. Sourcefabrik ist eine non-profit-Organisation in Prag/Tschechien mit Zweigstellen in Berlin und Toronto.
"Journal B" erwähnt auf seiner Homepage ausdrücklich, dass die Beteiligung der Leser und Leserinnen erwünscht ist. Dafür stellt es eine Kommentarfunktion und einen Newsletter bereit.
"Journal B" schreibt auf seinen Seiten: "Ihre E-Mail-Adresse und Ihre persönlichen Daten werden unter keinen Umständen weitergegeben."
Es fällt gleich auf, dass beim Besuch der Seiten das intallierte Ghostery und NoScript einige weitere Zugriffe blockieren. So binden die "Journal B"-Seiten folgende externe Dienste ein:
Wie verträgt sich das mit dem Anspruch, dass die Emailadresse und die persönlichen Daten unter keinen Umständen weiter gegeben werden? Die Antwort ist einfach: gar nicht.
Mailchimp ist in den USA domiziliert und ein Provider von Emailmarketing. Man registriert sich also nicht direkt bei "Journal B", sondern bei einer Organisation (The Rock Science Group, Georgia/USA) in den USA. Die Organisation gibt an, dass sie "gelegentlich" die verschickten Emails verfolgt ("tracking").
Disqus ist eine zentralisierte Diskussions-Plattform, die ebenfalls in den USA domiziliert ist (San Francisco). Die Daten, die jemand hinterlässt, wenn er "Journal B" besucht und dort kommentiert, werden in die USA übertragen. Auch werden alle Kommentare des Users über die Webseite, die Disqus nutzen, zugänglich. Disqus arbeitet mit Yahoo und Facebook zusammen, wobei mit einem Einloggen via Facebook noch viel mehr Daten wie Foto, Geschlecht, Freundeslisten usw. gesammelt werden.
So schreibt "Die Welt" (hier), die ebenfalls disqus.com einsetzt: "Die Kommentierungsfunktion wird von der Big Head Labs Inc., 589 Howard Street, San Francisco, CA 94105, USA., in den USA verwaltet und von dort zur Verfügung gestellt. Dementsprechend ist Big Head Labs, Inc. die originär verantwortliche Stelle, die Ihre im Zuge der Kommentierung gegebenenfalls angegebenen personenbezogenen Daten erhebt und verarbeitet, dies nicht nur in Bezug auf die Nutzung Ihres möglicherweise vorhandenen Disqus-Accounts sondern auch, wenn Sie die Kommentierungs-Funktion als "Gast" nutzen.
Problematisch ist hier, das "Journal B" einerseits den Anspruch erhebt, dass ("unter keinen Umständen") persönliche Daten weiter gegeben werden, die Daten jedoch in den USA landen, die im Vergleich zur EU oder der Schweiz nur rudimentäre Datenschutzbestimmungen (-> Wikipedia) kennen.