NZZ Leser brauchen kein Papier? Das gilt für Android-Nutzer nur mit Einschränkungen. Die NZZ versucht seit geraumer Zeit ein Modell zu finden, dass ihr erlaubt, auch im Internet Geld zu verdienen (vgl.: http://digital-lesen.nzz.ch/). Das will ihr aber nicht so recht gelingen. Auch unter dem Leiter "Digitale Medien" Dr. Peter Hogenkamp ist keine einheitliche Strategie feststellbar. Der Webauftritt der NZZ wurde neu realisiert. Der Start aber dann verschoben, ebenso wie der Start der (dann selber entwickelten, resp. entwickelt gelassenen) Paywall (Bezahlschranke), die Vielnutzer dazu anhalten soll, für das Lesen der Inhalte zu bezahlen.
Man hätte vielleicht auch einfach alles beim Alten belassen können, es wäre nicht viel schlechter gewesen, als das, was sich heute unter www.nzz.ch präsentiert. Das Layout ist recht beliebig und gleicht Online-Auftritten anderer Zeitungen. Auch vorher war unter www.nzzglobal.ch die e-Paper-Ausgabe erhältlich (heute http://e-paper.nzz.ch). Diese gleicht der Druckversion und ist, ironischerweise, trotz aller investierten Millionen noch immer die einzige Version, die auf allen Plattformen gleichermassen funktioniert, um die Ausgabe für Abonnenten online zur Verfügung zu stellen.
Die NZZ setzt seit einiger Zeit auf Apples iPad und vergisst wohl dabei, dass die Mehrheit der User mittlerweilen im Android-Lager zu finden sind. Dr. Peter Hogenkamp wird sich noch gewaltig anstrengen müssen, wenn eine einheitliche Linie erkennbar sein soll. Die 4 verschiedenen Auftritte (Web, NZZ-App, Web-Paper und e-Paper) vermitteln eher ein chaotisches Bild.
Für den allgemeinen Webauftritt gibt es eine Android-App NZZ.ch. Diese will sich aber nur auf Mobiltelefonen installieren lassen und nicht (direkt) auf Tablets. Man kann die App aber dennoch herunter laden und manuell installieren. Sie läuft so gut auf Tablets. Warum die NZZ immer noch verhindert, dass man sie einfach aus Googles Play Store auf Tablets lädt, ist nicht nachvollziehbar. Vielleicht, weil die Bilder nur in einer lausigen Qualität vorliegen und beim Vergrössern schlecht aussehen? (Siehe Screenshot von einem Nexus 7).
Als Besitzer eines aktuellen Android-Tablets und eines NZZ-Abonnements möchte man die Zeitung gelegentlich auf dem Tablet lesen können. (Vgl: http://www.nzz.ch/faq/mobile ).
Die NZZ aber beschreibt ihr "Webpaper" als plattformübergreifend, synchron und "webgerecht" und es sei egal, um welche Geräte es sich handle, da es eine "WebApp" auf Basis von HTML5 ist und auf den "Tablets aller Hersteller" verfügbar sei. (http://hausblog.blog.nzz.ch/2012/05/22/vom-e-paper-zum-webpaper/)
[Update 19.12.2012] Die Darstellungsprobleme (Navigation bleibt über der Seite beim Vergrössern) betreffen jetzt "nur" noch den aktuellen Firefox (inkl. Beta-Version). Dort ist der Navigationsbereich immer noch links oben (wie bei der regulären Desktop-Version. Auch unter Opera ist das so, hingegen funktioniert dort das Vergrössern.
Unter Chrome und Dolphin wird die Navigationsleiste nun am oberen Rand dargestellt. Die Zoom-Funktion funktioniert unter den beiden Browsern aber nicht. Sie melden sich beim Webserver als Mobilversion. Firefox und Opera melden sich als Desktopversion.
Trotzdem bleiben kleinere Darstellungsfehler zurück. Die rechte und mittlere Spalte überlagern sich teilweise. Ebenso gibt es Fehler bei der linken und mittleren Spalte.
[10.12.2012] Die Webpaper-Ausgabe lässt sich auf Android-Geräten aber nicht fehlerfrei zoomen. Dabei spielt es keine Rolle, welchen Browser man verwendet (Chrome, Dolphin, Firefox). Die Navigationsbox am rechten Rand legt sich über den Text, wie die zwei anschliessenden Bilder zeigen. Das erste zeigt die 100%-Ansicht, das zweite die vergrösserte Ansicht. Auf Desktop-Browsern ist der Effekt so nicht bemerkbar. Die Darstellungsfehler sind wohl, gelinde gesagt, Anfängerfehler. Irgendwer scheint vergessen zu haben, es auch auf Android-Geräten zu testen (oder hat einfach Schwierigkeiten mit regulären CSS-Anweisungen umzugehen?).
Als e-Paper (http://e-paper.nzz.ch/) (das Layout entspricht der gedruckten Version) hingegen lässt sich die NZZ auf einem Android-Tablet lesen *), immerhin. Doch macht es Sinn, eine Zeitung im gedruckten Format (320 x 475 mm) auf einem 7 oder 10 Zoll Bildschirm darzustellen? Man kann zum Glück die einzelnen Artikel in einem separaten Textfenster ganz normal lesen. Die Navigation entspricht aber nicht dem Stand der Zeit. So schreibt die NZZ in ihrem "Hausblog" vom 22. Mai 2012 unter http://hausblog.blog.nzz.ch/2012/05/22/vom-e-paper-zum-webpaper/, dass das 10 Jahre alte e-Paper bei einem Teil der Leser als schwerfällig und zu statisch angesehen würde.
Die NZZ ist gut geraten, die e-Paper-Version nicht vom Web zu nehmen so lange sie nicht die beschriebenen Probleme mit den anderen Versionen gelöst hat. *) Der aktuelle Firefox stellt die Seite nicht dar, Chrome und Dolphin hingegen schon.
[07.01.2013] Wer sich beim Webpaper der NZZ anmeldet, der erhält automatisch jeden Werktag morgens ungefähr zwischen 6 und 7 unaufgefordert den Newsletter zugeschickt. Abmelden kann man sich mit dem Aufrufen des mitgelieferten Links, jedoch nicht auf der Homepage der NZZ, obwohl dort unter "Häufig gestellte Fragen -> Services und Tools" steht: "Bitte melden Sie sich mit Ihrem Benutzernamen und Passwort an, dann können Sie Ihre Newsletterabonnemente unter abo.nzz.ch/anmelden verwalten." Leider führt der Link nur auf die Übersichtsseite der Abonnemente wo nichts dergleichen zu finden ist.
Die Verleger der Schweiz führen zur Zeit eine massive Kampagne gegen Google. Der Suchmaschinenbetreiber soll für die Übernahme der News-Inhalte und deren gewerblicher Nutzung bezahlen. User sehen das anders. Sie schlagen vor, Google solle doch einfach die Webseiten der Zeitungsverlage aus ihrem Suchindex entfernen. (vgl.: Schweizer Verleger fordern Schutz vor Google). Nun, Google wird weiter mit "Currents" auf dem Markt sein und die NZZ und anderer Schweizer Zeitungen werden auch weiterhin in Googles Suchindex zu finden sein. Wird das zu einer Win-Win-Situation führen oder zum Gegenteil. Und wer hat dabei wohl den längeren Atem? Ein global agierender Suchmaschinenbetreiber oder ein im Vergleich kleiner lokaler Zeitungsverlag?
Die Aktivitäten auf dem Zeitungsmarkt machen den Eindruck eines letzten Rückzugefechtes. Man möchte retten, was noch zu retten ist. Dabei haben es die Zeitungen verpasst, mit eigenen Ideen voranzugehen. Stattdessen bekämpfen sich die grossen Verlage gegenseitig mit einer aggressiven Verdrängungs- und Übernahmestrategie (Pendlerzeitungen, Sonntagszeitung gratis für Abonnenten des TA, Bund, BZ, usw.), investieren in den noch heisser umkämpften TV-Markt, scheitern daran jedoch, nur um dann laut zu verkünden, man fokussiere sich nun wieder auf das Kerngeschäft (TA-Media, Übernahme von Radio 24 und Tele Züri).